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Andreas Gursky
Andreas Gursky
Haus der Kunst
HC, 24 x 34 cm., 160 pp. with 60 full page
colour illustr.
Snoeck 2007

Ausstellungskatalog, herausgegeben und mit einem Text versehen von | exhibition catalogue edited and with a contribution (German) by Thomas Weski.

"Gursky bereist Gegenden, wo kaum ein Fotograf vor ihm war. Doch er ist nicht die Vorhut der Tourismus- und Handybild-Industrie. Er geht auch dorthin, wo ohnehin schon viele sind: zu einem Massen-Rave, in die überfüllte Tokio Stock Exchange, ins Gefängnis, zu Autorennen. Es geht ihm vordergründig um Orte. »Ich will meine Motive so aussehen lassen, als könnte ich sie überall aufgenommen haben. Die Orte sollen nicht spezifisch beschrieben werden, sondern eher wie Metaphern funktionieren. Es geht mir um globale Perspektiven, um heutige Sozialutopien.« Wo immer sich Gesellschaft zu Gemeinschaft verdichtet, ist Gursky gegenwärtig. Er fotografiert nicht, wie in der Tradition des Mediums, entscheidende Augenblicke. Wenn mehrere »Zeitmomente«, wie er sagt, sich auf einem Bild simultan ereignen, digital montiert werden, wird es, so glaubt er, allgemeingültiger, abstrakter. Wie bei dem neuen Formel-eins-Zyklus.

Es sind Querformate, zwei Boxenstopps nebeneinander. Bis zu 25 Mechaniker in leuchtenden Uniformen, viel mehr als in der so genannten Wirklichkeit, beugen sich über je einen Boliden, vor einem Fond, so schwarz wie Asphalt, wie die Nacht. Sie hegen und pflegen das Gefährt, ihrerseits bestaunt von einer Menschenmenge hinter Glas. In einer Box gruppieren sich dieselben Mechaniker um einen Bildschirm; sie verfolgen das Rennen. »Mein erstes rein digital fotografiertes Bild; das Licht muss ja auf allen Aufnahmen identisch sein. Vorher habe ich oft mit Plattenkameras gearbeitet, mit schwerem Gerät. Diese Aufnahme ist aus vielen Detailszenen zusammengesetzt, es ist eine Melange der Strecke am Nürburgring und in Shanghai. Die verschiedenen Perspektiven habe ich eliminiert.«
Das Bild erinnert an Illustrationen aus einem Anatomiesaal, von weitem auch an eine Pièta. Es ist eine Heilungsszenerie. Auch das ist ein typisches Manöver Gurskys: Er kann Massenszenen zu überwältigender Größe aufblenden. Aber mitten im benzinschwangeren Motorenlärm, zu dem Hunderttausende pilgern, findet er plötzlich wieder eine Art Gemeinschaftsideal der Wenigen, einer Jüngerschar. Jahrelang hat er gebraucht, ist der Raserei-Industrie hinterhergereist, bis aus der Menge digitalen Materials diese Szenen, es sind insgesamt vier Doppelbilder, herausgefiltert wurden. " Holger Liebs, Süddeutsche Zeitung -

 


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